Die Ayurveda Hausapotheke: Hilfe zur Selbsthilfe

Erst einmal abwarten und Tee trinken. Die meisten Menschen bleiben im akuten Krankheitsfall zunächst am liebsten zu Hause. Viele suchen erst dann den Weg in eine Arztpraxis, wenn starke Symptome mehrere Tage anhalten oder sich der Krankheitsverlauf verschlechtert. Bis dahin helfen sie sich selbst – leider nicht immer erfolgreich.

Der Ayurveda bietet eine Vielzahl an Kräutern und Gewürzen, aus denen eine Hausapotheke zusammengestellt werden kann, die bei Bedarf schnell und sanft hilft – ohne unerwünschte Nebenwirkungen. Somit geht keine wertvolle Zeit verloren, in der sich Krankheitserreger ausbreiten und Symptome verschlechtern können.

Auch zur Prophylaxe eignet sich eine Ayurveda-Hausapotheke. Die regelmäßige oder kurweise Einnahme spezieller Kräuter kann Infekten vorbeugen, Verdauung und Stoffwechsel regulieren, das Energieniveau steigern, das Nervensystem stärken, Hormone balancieren und den Alterungsprozess förderlich begleiten.

Ayurveda ist Hilfe zur Selbsthilfe

„So wie die Hitze dem Feuer und das Flüssigsein dem Wasser, so ist der Ayurveda dem Menschen im Innersten zutiefst vertraut“, heißt es im wichtigsten ayurvedischen Klassiker Caraka Samhita. Der Ayurveda denkt nicht verkopft, sondern natur- und lebensnah. Jeder Mensch trägt dieses Wissen in sich und kann es eigenständig nutzen, wenn er die Grundregeln kennt und respektiert.

Für eine erfolgreiche ayurvedische Behandlung sind Kenntnisse über die individuelle Konstitution und den aktuellen Gesundheitszustand erforderlich. Eine Diagnose kann nur der ausgebildete Ayurveda-Therapeut stellen. Anhand dieser lassen sich aktuelle Anfälligkeiten erkennen und eine Hausapotheke maßgeschneidert zusammenstellen. Zur Erhaltung der Gesundheit und Linderung kleinerer Beschwerden kann sich jeder dagegen selbst helfen.

Wenn Sie zum Beispiel eine Kapha dominierte Konstitution haben, aktuell übergewichtig sind, vormittags lange ausschlafen und gerne Milchprodukte verzehren, dann neigen Sie aus ayurvedischer Sicht zur Entwicklung von schleimigen Erkältungen, Müdigkeit, schwacher Verdauung und Wassereinlagerungen. Diesen Beschwerden können Sie gezielt vorbeugen.

Das ABC ayurvedischer Kräuter und Gewürze

Im Ayurveda werden alle Substanzen nach einer speziellen Systematik klassifiziert:

Geschmack (Rasa)

Es werden sechs Geschmacksrichtungen unterschieden: süß, sauer, salzig, scharf, bitter und herb. Jeder Geschmack vertritt zwei der fünf Elemente der Natur. Die ersten drei Geschmäcker erhöhen Kapha und senken Vata, die letzten drei senken Kapha und erhöhen Vata. Sauer, salzig und scharf erhöhen Pitta, während süß, bitter und herb dieses senken. Jedem Geschmack werden eigenständige Wirkungen auf den Körper zugewiesen.

Eigenschaften (Guna)

Diese werden in zehn Gegensatzpaaren dargestellt, von denen die wichtigsten heiß-kalt, trocken-feucht, leicht-schwer und träge-spitz sind. Der gezielte Einsatz einer Eigenschaft gleicht die jeweils entgegengesetzte aus und wirkt entsprechend lindernd. Ein Beispiel ist die trocken-heiße Wirkung von Ingwerpulver bei schleimigen Erkältungskrankheiten.

Wirkung nach Verdauung (Vipaka)

Gemäß Ayurveda ändert sich die Wirkung eines Geschmackes nach Verdauung der Substanz im Magen-Darm-Trakt vor Aufnahme in die Blutbahn. Süß und salzig werden süß; sauer bleibt sauer; scharf, bitter und herb werden scharf. Es gibt aber auch Ausnahmen von dieser Regel: manche Früchte wie Amalaki schmecken sauer, wirken aber nach der Verdauung süß – und reduzieren dadurch sogar Beschwerden durch übermäßige Säure. Manche Gewürze wie der Langpfeffer (Pippali) schmecken scharf, wirken aber nach der Verdauung süß – und reizen weniger die Schleimhäute.

Thermische Kraft (Virya)

Dem Temperaturverhalten wird eine große Bedeutung beigemessen. Erhitzende Substanzen öffnen Körperkanäle, regen die Zirkulation an, stimulieren Verdauung und Stoffwechsel. Kühlende Substanzen ziehen zusammen, verlangsamen Prozesse, beruhigen, nähren und bauen auf.

Dosha-Bezug und Wirkung (Karma)

Gemäß der Zuordnung einer Substanz nach Geschmack, Eigenschaften, Wirkung nach Verdauung und Thermik ergibt sich ein Gesamtbild hinsichtlich ihrer Wirkung auf Vata, Pitta und Kapha und ihrer Einsatzmöglichkeiten bei Beschwerden.

Zubereitungsformen

Die meisten Kräuter und Gewürze sind in unterschiedlichen Zubereitungsformen wie Pulver, Presslinge oder Elixiere im Ayurveda Fachhandel erhältlich. Meistens werden die Substanzen nach der Ernte getrocknet und dann fein ausgemahlen. Diese Pulver (Churna) werden in Flüssigkeiten wie Wasser, Tee oder Milch eingerührt. Ihre Haltbarkeit ist relativ unbegrenzt, das Aroma und einige Wirkstoffe nehmen aber mit dem Alter ab. Deshalb empfiehlt sich spätestens nach zwei Jahren ein Neukauf der Produkte, feine Gewürze sollten sogar jährlich erneuert werden.

Wichtiger Hinweis

Die nachfolgenden Empfehlungen ersetzen keine medizinische Diagnose oder Therapie. Sollten Beschwerden länger als drei Tage anhalten oder sich verschlechtern, suchen Sie unbedingt einen fachkundigen Therapeuten auf. Schwangere, Kinder und chronisch erkrankte Menschen sollten vor Einnahme der genannten Kräuter einen Arzt oder medizinisch qualifizierten Therapeuten konsultieren.


Ajwain, der Königskümmel – für einen freien Bauch

  • Geschmack: bitter, scharf
  • Eigenschaften: leicht, trocken, spitz
  • Wirkung nach Verdauung: scharf
  • Thermik: erhitzend
  • Dosha-Bezug: Vata und Kapha reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Der aromatische Königskümmel hilft dabei, schwere Nahrung (Fleisch, Käse, Kartoffel- und Nudelgerichte, Linsen) leichter zu verdauen. Er lindert Blähungen, Krämpfe und Völlegefühl. Auch Unterleibsbeschwerden vor und während der Menstruation können gemildert werden.

Im Handel verfügbar sind die ganzen Samen bzw. Früchte und das ausgemahlene Pulver (Churna). Auch in klassischen Gewürzmischungen wie Hingvashtaka Churna ist Ajwain ein wichtiger Bestandteil.

Anwendung

Zerstoßen Sie die getrockneten Samen in einem Mörser und verrühren Sie ½ Teelöffel Pulver mit etwas Ghee oder Olivenöl. Nehmen Sie diese Mischung 1-3x täglich kurz vor den Mahlzeiten ein und trinken Sie direkt danach etwas heißes Wasser oder Ingwertee. Eine weitere traditionelle Anwendung ist die Dampfinhalation bei Erkältungen und schleimiger Bronchitis – hierzu werden die zerstoßenen Samen mit Wasser erhitzt und der entstehende Dampf 5-15 Minuten lang inhaliert.


Amalaki, die indische Stachelbeere – Königin der Prävention

  • Geschmack: alle außer salzig
  • Eigenschaften: trocken, spitz
  • Wirkung nach Verdauung: süß
  • Thermik: kühlend
  • Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Amalaki gilt als das Verjüngungsmittel im Ayurveda. Die getrocknete Frucht unterstützt das Immunsystem, reduziert im Magen übermäßige Säure, stärkt die Augen und gilt als Tonikum für Haut, Haare und Nägel.

Im Handel verfügbar sind das Fruchtpulver (Churna), Presslinge des Extrakts, Gärgetränke und die berühmte Rezeptur Chyavanprash – ein stärkendes Fruchtmus mit zahlreichen Kräutern, Gewürzen, Honig, Ghee und Rohrzucker. Amalaki ist zudem Bestandteil der berühmtesten Dreifruchtmischung Triphala.

Anwendung

Verrühren Sie täglich 1 Teelöffel der pulverisierten Trockenfrucht (Amalaki Churna) in einem Glas warmem Wasser und trinken Sie dieses morgens oder abends getrennt der Mahlzeiten. Möchten Sie den Magen unterstützen, nehmen Sie ½ Teelöffel nach den Mahlzeiten mit Wasser ein. Das Amla-Mus ist ein allgemeines Tonikum für die ganze Familie, von klein bis groß – es wird v.a. zur Vorbeugung von Atemwegsinfekten eingesetzt, 1 gehäufter Teelöffel morgens zum Frühstück mit einer Tasse Ingwertee ist bereits ausreichend.


Ashwagandha, der indische Ginseng – Kraft und Ruhe pur

  • Geschmack: bitter, süß, scharf
  • Eigenschaften: leicht, ölig
  • Wirkung nach Verdauung: süß
  • Thermik: erhitzend
  • Dosha-Bezug: Vata und Kapha reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Die Winterkirsche Ashwagandha zählt zu den bedeutendsten Pflanzen der Ayurvedamedizin. Ihre Wurzel gilt als Aufbaumittel für gesunde Muskulatur und Aphrodisiakum für eine gesunde Sexualität und Fortpflanzung. Sie stärkt das Nervensystem, lindert Atemnot, fördert den Schlaf und die Regeneration.

Im Handel verfügbar sind nebst dem Wurzelpulver (Churna) auch Presslinge des Extrakts und der gleichnamige Kräuterwein Ashwagandharishta.

Anwendung

Köcheln Sie 1 Teelöffel Wurzelpulver (Ashwagandha Churna) ein paar Minuten lang in 250ml Bio-Kuhmilch mit einer Messerspitze Pippali-Langpfeffer. Trinken Sie diese Mischung tiefwarm als nährender Cocktail am späten Nachmittag oder Abend. Für den ruhigen Schlaf eignet sich auch ein Likörgläschen (40 ml, mit der gleichen Menge Wasser verdünnt) des Kräuterweins.


Brahmi, das Nabelkraut – für den gesunden Geist

  • Geschmack: bitter, herb
  • Eigenschaften: leicht
  • Wirkung nach Verdauung: scharf
  • Thermik: erhitzend
  • Dosha-Bezug: Vata und Kapha reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Brahmi gilt in Indien als heilig und wird verehrt wie keine zweite Pflanze. Im Ayurveda wird es als Nerventonikum zur Steigerung der Aufnahme und Konzentration und zum Ausgleich der Gemütslage eingesetzt. Anwendungsmöglichkeiten bieten sich in jedem Alter: von überaktiven Kindern über Studenten in Prüfungszeiten, Frauen mit Gemütsschwankungen in den Wechseljahren bis zur Demenzprophylaxe bei alten Menschen.

Im Handel verfügbar: Kräuterpulver (Churna), Extrakt-Presslinge, Kräuterwein (Saraswatarishta).

Anwendung

Rühren Sie 1 Teelöffel Pulver (Brahmi Churna) täglich in ein Glas heißes Wasser oder Milch ein und fügen Sie einen halben Teelöffel Ghee hinzu. Alternativ können Sie auch 40ml des Kräuterweins Saraswatarishta zur Entspannung am Abend genießen.


Guduchi, der Schützer – für das Immunsystem

  • Geschmack: bitter, herb
  • Eigenschaften: schwer, ölig
  • Wirkung nach Verdauung: süß
  • Thermik: erhitzend
  • Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Die Rankpflanze Guduchi ist ein wahrer Allrounder. Sie stärkt das Immunsystem und beugt somit lästigen Infekten vor. Ihre Bitterstoffe werden besonders von der Leber geschätzt, unterstützen die Verdauung und reinigen das Blut und die Körpersäfte. Im traditionellen Ayurveda gilt Guduchi als große Hautheilpflanze.

Im Handel verfügbar: Kräuterpulver (Churna), Extrakt-Presslinge

Anwendung

Verrühren Sie 1 Teelöffel des Pulvers (Guduchi Churna) in einem Glas warmen Wasser und trinken Sie dieses morgens. Den bitteren Geschmack können Sie durch das Kauen einiger Kardamom- oder Fenchelsamen danach schnell regulieren. Vor allem in den infektreichen Wintermonaten ein wahrer Beschützer!


Guggulu, die indische Myrrhe – für den gesunden Stoffwechsel

  • Geschmack: bitter, herb, scharf
  • Eigenschaften: nicht-schleimig, trocken, subtil, leicht, spitz, rau
  • Wirkung nach Verdauung: scharf
  • Thermik: erhitzend
  • Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Das Myrrhenharz Guggulu genießt im klassischen Ayurveda eine Sonderstellung und gilt als das wichtigste Mittel für den gesunden Stoffwechsel. Es hilft in der Gewichtsreduktion, verbessert das Fließverhalten des Blutes, korrigiert Blutfette, wirkt entzündungshemmend in Gelenken, der Muskulatur und der Haut. Auch zur Behandlung der bekannten Zivilisationskrankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck kommt das Harz traditionell zum Einsatz.

Im Handel verfügbar sind vor allem Kombinationen auf Basis von Guggulu: die bekanntesten sind Kaishora Guggulu, Kancanara Guggulu, Yogaraja Guggulu, Gokshuradi Guggulu, Triphala Guggule und Punarnavadi Guggulu.

Von einer Selbstanwendung ist klar abzuraten – stimmen Sie das geeignete Guggulu-Produkt mit Ihrem Ayurveda Therapeuten ab, um die richtige Wahl zu treffen.


Haridra, die Gelbwurz – der Entzündungshemmer

  • Geschmack: bitter, scharf
  • Eigenschaften: leicht, trocken
  • Wirkung nach Verdauung: scharf
  • Thermik: erhitzend
  • Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Zu kaum einer Pflanze wurden mehr wissenschaftliche Studien (über 1000) durchgeführt. Curcuma, das gelbe Gold Südasiens reinigt das Blut und wirkt Entzündungen entgegen. Es schützt die Leber, stärkt das Immunsystem und wirkt vielen Mikroorganismen entgegen. Ein tolles Hausmittel bei Wunden und Hautreaktionen sowie Infekten der Atemwege und des Magen-Darm-Traktes.

Im Handel verfügbar: Gewürzpulver, Extrakt-Presslinge

Anwendung

Bauen Sie präventiv Kurkuma täglich in Ihre Ernährung ein. Gemüsegerichte lassen sich wunderbar mit Kokosmilch und Kurkuma zu traumhaften Curries verwandeln. Bei akuten Infekten 3x täglich einen halben Teelöffel zusammen mit einer Messerspitze Pippali-Langpfeffer in warmem Wasser eingerührt trinken. Alternativ können Sie auch 3x täglich je 2-3 Presslinge einnehmen, wenn Ihnen der Geschmack zu intensiv ist. Äußerlich mit Honig oder Aloe Vera Gel verrührt zeigt die Gelbwurz exzellente Resultate bei Wunden und Hautausschlägen – aber Vorsicht: die färbende Wirkung auf Textilien ist enorm, also besser die betroffene Stelle bandagieren…


Haritaki, die Wunderfrucht – für eine gesunde Darmentleerung

  • Geschmack: alle außer salzig
  • Eigenschaften: leicht, trocken
  • Wirkung nach Verdauung: süß
  • Thermik: erhitzend
  • Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Haritaki gilt als Magen-Darm-Spezialist, da sie ungekocht den Stuhlgang fördert und abgekocht diesen hemmt – und das ohne Nebenwirkungen. Im Ayurveda gilt sie zudem traditionell als Anti-Aging-Mittel und Nerventonikum. Sie ist Bestandteil der Dreifruchtmischung Triphala.

Im Handel verfügbar sind das Fruchtpulver (Churna) und der Kräuterwein (Abhayarishta). Haritaki ist wie Amalaki Bestandteil der Dreifruchtmischung Triphala.

Anwendung

Ihr Geschmack ist gewöhnungsbedürftig, die gesundheitsfördernde Wirkung möchte man aber nach dem Kennenlernen nicht mehr missen. Rühren Sie täglich einen Teelöffel in einem Glas warmem Wasser ein, um die Verdauung anzuregen. Um zu lockeren Stuhl zu binden, können Sie die gleiche Menge 5-10 Minuten köcheln. Alternativ steht auch der Kräuterwein mit 40ml täglich, verdünnt mit der gleichen Menge Wasser, zur Verfügung.


Nimba, der Nimbaum – das beste natürliche Antimikrobiotikum

  • Geschmack: bitter, herb
  • Eigenschaften: leicht, trocken
  • Wirkung nach Verdauung: scharf
  • Thermik: kühlend
  • Dosha-Bezug: Kapha und Pitta reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Längst hat Nimba, oft auch Neem genannt, Einzug in Pflanzenschutzmittel, Milbensprays und Kosmetikprodukte gehalten. Und das zu Recht – ist seine Wirkung gegen zahlreiche Bakterien, Pilze und Parasiten doch wissenschaftlich erwiesen. Bei akuten Magen-Darm- und Hautinfektionen hat sich Neem seit Jahrhunderten bewährt.

Im Handel verfügbar: Kräuterpulver (Churna), Extrakt-Presslinge

Anwendung

Die Dauer einer Anwendung sollte maximal vier Wochen betragen, Schwangere sollten von einer Einnahme absehen. Rühren Sie 1-3x täglich je einen halben Teelöffel des Pulvers (Nimba Churna) in ein Glas Wasser ein und trinken Sie dieses. Auch die äußerliche Anwendung von Neempulver mit Aloe Vera Gel zu einer Paste verrührt hilft bei Sonnenbrand und Entzündungen.


Pippali, der Langpfeffer – für Ihre freie Atmung

  • Geschmack: scharf
  • Eigenschaften: leicht, ölig, spitz
  • Wirkung nach Verdauung: süß
  • Thermik: leicht erhitzend
  • Dosha-Bezug: Vata und Kapha reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Pippali gilt zusammen mit Ingwer als eine der besten Gewürzpflanzen bei Erkältungsinfekten. Er reduziert Schleim und fördert dessen Auswurf. Er regt das Verdauungsfeuer (Agni) an und verbrennt Rückstände aus unzureichender Verdauung (Ama). Im Unterschied zu anderen scharfen Gewürzen wie Chili oder Senf reizt Pippali kaum Schleimhäute, was auch eine längerfristige Anwendung ermöglicht.

Im Handel verfügbar sind das Gewürzpulver (Churna), Extrakt-Presslinge und der Kräuterwein (Pippalyadiasava). Pippali ist Bestandteil der berühmtesten ayurvedischen Gewürzmischung Trikatu.

Anwendung

Schleim setzt sich gerne nachts in den Atemwegen und Nasennebenhöhlen fest, daher ist eine morgendliche Gabe von Pippali besonders wirksam. Vermischen Sie ½ Teelöffel des Pulvers (Pippali Churna) mit 1 Teelöffel dunklem Honig (am besten Thymianhonig) und rühren Sie diesen in lauwarmes Wasser oder Ingwertee ein. Bei Bedarf kann diese Gabe 3x täglich wiederholt werden.


Sariva, die Wohlriechende – für ein gesundes Hormonsystem

  • Geschmack: süß, bitter
  • Eigenschaften: schwer, ölig
  • Wirkung nach Verdauung: süß
  • Thermik: kühlend
  • Dosha-Bezug: alle drei reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Sariva gilt als ayurvedischer Blutreiniger und unterstützt den weiblichen Organismus in den fruchtbaren Jahren und im Klimakterium. Die Wurzel gilt traditionell als menstruationsfördernd und milchbildend und kann zur Linderung von Hitzewallungen eingesetzt werden. Sie fördert ein reines Hautbild und unterstützt die Verdauung.

Im Handel verfügbar ist primär das Wurzelpulver (Churna).

Anwendung

Sariva eignet sich besonders gut zur Teezubereitung. Kochen Sie 1 Teelöffel des Pulvers (Sariva Churna) mit 1200ml Wasser 8-10 Minuten lang bei mittlerer Hitze und lassen Sie dann noch 2 Minuten das Pulver auf den Boden absinken. Dann einfach in eine Thermoskanne abgießen und über den Tag verteilt trinken. Als 4-Wochen-Kurprogramm bestens geeignet, zur langfristigen Einnahme reichen 1-2 Becher täglich aus.


Sat Isabgol, der indische Flohsamen – für Ihre Darmgesundheit

  • Geschmack: süß
  • Eigenschaften: schwer, ölig, schleimig
  • Wirkung nach Verdauung: süß
  • Thermik: kühlend
  • Dosha-Bezug: Vata und Pitta reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Flohsamen gilt als Quellstoffsubstanz, da sie in Verbindung mit Wasser aufquillt. Diese Wirkung hilft Ihrem Darm, einen höheren Dehnungsreiz zu erzeugen und damit den Stuhlgang zu fördern oder zu viel Wasser bei Durchfall zu binden. Seine Schleimstoffe pflegen die Schleimhäute im ganzen Magen-Darm-Trakt.

Im Handel verfügbar sind die Flohsamenschalen. Achten Sie darauf, dass diese möglichst fein aufgespalten sind, da ansonsten Blähungen entstehen können.

Anwendung

1-2 Esslöffel mit 300ml Wasser schnell trinken, um die tieferen Darmabschnitte zu erreichen und dort aufzuquellen. Möchten Sie den Stuhl binden, sollte die Wassermenge nur die Hälfte betragen. Sie können die Flohsamenschalen auch in ein morgendliches Müsli einfügen.


Shatavari, die Spargelwurzel – „die über 100 Männer verfügt“…

  • Geschmack: süß, bitter
  • Eigenschaften: schwer, ölig
  • Wirkung nach Verdauung: süß
  • Thermik: kühlend
  • Dosha-Bezug: Vata und Pitta reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Shatavari wird im Ayurveda gerne als die Frauenheilpflanze betrachtet. Sie wird zur Gruppe der Phytoöstrogene gezählt, wirkt befeuchtend und kühlend. Sie schützt alle Schleimhäute vor Entzündungen und beruhigt das Nervensystem. Vor einer geplanten Schwangerschaft wird sie zur Steigerung der Fruchtbarkeit verwendet, in den Wechseljahren hilft sie Beschwerden wie Hitze, Schlafstörungen und Trockenheit entgegen.

Im Handel verfügbar: Wurzelpulver (Churna), Extrakt-Presslinge

Anwendung

Klassisch wird 1 Teelöffel Pulver (Shatavari Churna) in 200ml Milch ein paar Minuten eingekocht und getrunken. Bei starker Trockenheit kann 1 TL Ghee und Sharkara (Ayurveda Rohrzucker) zugefügt werden.


Tulsi, der heilige Basilikum – für die Atemwege

  • Geschmack: scharf, bitter
  • Eigenschaften: leicht, trocken
  • Wirkung nach Verdauung: scharf
  • Thermik: erhitzend
  • Dosha-Bezug: Vata und Kapha reduzierend

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Tulsi wird in Indien verehrt und seit Jahrtausenden bei Beschwerden der Atemwege eingesetzt. Die Blätter beseitigen Schleim und Kapha und lindern Hustenreiz. Zugleich wird Tulsitee zur nächtlichen Fiebersenkung empfohlen und wirkt verdauungsfördernd.

Im Handel verfügbar: getrocknete Blätter, Kräuterpulver (Churna)

Anwendung

1 Esslöffel Tulsiblätter mit 250ml heißem Wasser als Tee überbrühen und nach 5-8 Minuten abseihen. Nach dem Abkühlen 1 Teelöffel Thymianhonig und eine Messerspitze Ingwerpulver beifügen und genießen. Mehrmals täglich im Akutfall einsetzbar.


Vasa, das Lungenkraut – ein Muss für die Hausapotheke

  • Geschmack: bitter, herb
  • Eigenschaften: leicht, trocken
  • Wirkung nach Verdauung: scharf
  • Thermik: kühlend
  • Dosha-Bezug: Pitta und Kapha reduzierend

Im Handel verfügbar: Kräuterpulver (Churna), Kräuterwein (Vasakarishta)

Einsatzmöglichkeiten in der Hausapotheke

Vasa oder Vasaka zählt zu den bedeutendsten Atemwegspflanzen der Welt. Sie weitet die Bronchien und wirkt somit befreiend bei Atemenge, wie sie in akuten Infekten häufig vorkommt. Rühren Sie ½ Teelöffel des Pulvers (Vasa Churna) in einen Becher Ingwer- oder Pfefferminztee ein und fügen Sie 1 TL Thymianhonig hinzu. Eine gute Alternative ist auch der Kräuterwein Vasakarishta, von dem Sie 20ml anstelle des Pulvers in den Tee geben können.


Ayurvedische Kräuter-, Gewürz- und Fruchtmischungen

Avipattikara

In dieser Mischung schmecken Nelken und Sharkara hervor. Sie gilt als das Verdauungsmittel bei Pitta-Dominanz mit Neigung zu übermäßiger Säurebildung im Magen und Sodbrennen. Anwendung: ½ Teelöffel des Pulvers (Avipattikara Churna) 15-30 Minuten nach den Mahlzeiten in lauwarmem Wasser eingerührt einnehmen.

Hingvashtaka

Diese scharf-bittere Gewürzmischung setzt sich aus geröstetem Hing (Asafoetida), drei Kümmelsorten, zwei Pfefferarten, Ingwer und Steinsalz zusammen. Sie gilt als die wirkungsvollste Kombination bei Völlegefühl, Blähungen und Krämpfen. Anwendung: kurz vor den Mahlzeiten je 1 gestrichenen Teelöffel des Pulvers (Hingvashtaka Churna) mit 1 Teelöffel Ghee oder Olivenöl vermischen, dann schlucken und etwas warmes Wasser nachtrinken.

Sitopaladi

Diese Pulvermischung basiert auf dem langen Pfeffer Pippali in Sharkara Rohrzucker. Sie kräftigt den Körper nach einem Infekt und hilft Schleim zu eliminieren, ohne dabei die Atemwege auszutrocknen. Anwendung: 1-3x täglich je 1 gestrichenen Teelöffel des Pulvers (Sitopaladi Churna) mit etwas Thymianhonig und warmem Wasser oder Ingwertee vermischt einnehmen.

Trikatu

Die berühmteste scharfe Gewürzmischung im Ayurveda setzt sich aus trockenem Ingwer, schwarzem Pfeffer und langem Pfeffer zusammen. Sie wirkt stark erhitzend, regt die Zirkulation in allen Körperkanälen an und fördert die Entschleimung. Anwendung: 1-3x täglich je ½ Teelöffel des Pulvers (Trikatu Churna) mit etwas Thymianhonig und warmem Wasser vermischt einnehmen.

Triphala

Die Dreifruchtmischung ist aus dem Ayurveda nicht wegzudenken und gilt als eine der wichtigsten Rasayana-Mischung zur Regeneration. Sie unterstützt die Verdauung, pflegt Haut und Haare und stärkt die Augen. Anwendung: abends 2 Stunden vor dem Schlafen einen Teelöffel des Pulvers (Triphala Churna) in warmem Wasser angerührt einnehmen.

Hausapotheken für jede Konstitution

Idealerweise stellt man seine persönliche Hausapotheke mit einem Ayurveda-Therapeuten zusammen. Dieser kann konkret beraten, in welcher Jahreszeit welche Substanzen wichtig sind. Im akuten Fall kann man dann die Einnahme telefonisch direkt absprechen.

Die Vata Hausapotheke könnte so aussehen:

  • Ashwagandha zur Kräftigung und Schlafförderung
  • Brahmi zur Nervenstärkung
  • Haritaki zur verbesserten Stuhlentleerung
  • Hingvashtaka zur Verdauungsoptimierung
  • Sitopaladi Churna bei trockenem Reizhusten

Pitta benötigt häufig

  • Amalaki als Rasayana
  • Nimba zur Reinigung und Leberentlastung
  • Sariva zur Kühlung
  • Sat Isabgol bei zu lockerem Stuhlgang
  • Avipattikara bei Sodbrennen

Kapha profitiert von

  • Ajwain zur Verdauungsoptimierung
  • Haridra zur Stoffwechselregulation
  • Tulsi zur Hustenreizlinderung
  • Vasa zur Befreiung der Atemwege
  • Trikatu zur Entschleimung

Substanzen wie Guduchi, Haridra, Pippali und Triphala sollten in keiner Hausapotheke fehlen.

Mit den besten Wünschen für Ihre Gesundheit,

Ralph Steuernagel

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